Jeder kann texten lernen

Interview mit Petra van Laak, Autorin von «Clever texten fürs Web»

Die deutsche Autorin Petra van Laak musste sich ihre Erfolgskarriere hart erarbeiten. Der Titel ihres ersten Buches «1 Frau, 4 Kinder, 0 Euro» war Programm. In ihm beschreibt sie ihren Abstieg vom Leben einer Manager-Ehefrau zur alleinerziehenden Mutter und Hartz-IV-Empfängerin. Heute berät die Texterin mit ihrer Kommunikationsagentur Unternehmen. Ihr neustes Werk, der Duden-Ratgeber «Clever texten fürs Web», trifft den Nerv der Zeit – und wird in der Klubschule Migros als Lehrmittel eingesetzt. – Interview

Petra van Laak
(Foto: Holde Schneider)

 

Frau van Laak, Sie sind bekannt für Ihre Autobiografien und Romane. Nun haben Sie mit «Clever texten fürs Web» ein Fachbuch geschrieben. Was hat Sie zu diesem Buch veranlasst?

Petra van Laak: Da ich in meinen Seminaren «Texten für Online-Medien» nie ein praxistaugliches Buch empfehlen konnte, wurde ich von meinen Teilnehmern aufgefordert, selber ein Fachbuch zu schreiben. Als das Konzept praktisch stand, kam zufälligerweise die gleiche Anfrage auch vom Duden. Da war die Zusammenarbeit rasch besiegelt. Ich habe mein geballtes, praxisbezogenes Wissen in dieses Buch gepackt. Es ist toll, unter den ersten Autoren der neuen Ratgeber-Reihe des Duden-Verlags zu sein.  

Was fällt Ihnen leichter, einen Roman zu schreiben oder einen «Tatgeber», wie Sie Ihr Werk nennen? 

P. v. L.: Ein Tatgeber ist für mich leichter zu schreiben, weil ich das Wissen, mit dem ich jeden Tag arbeite, einfach ordnen und runterschreiben kann. Bei einem Roman oder einer Erzählung muss man viel stringenter auf Dramaturgie achten und sich überlegen, wie die Figuren im Einzelnen beschrieben werden, damit sie glaubwürdig sind.

Haben Sie bewusst einen anderen Stil angewandt?

P. v. L.: Auf jeden Fall. Beim Tatgeber bin ich sehr nah am Duktus der gesprochenen Sprache. Teilweise ist er locker und salopp formuliert. Ich habe immer gebangt, ob mir das Lektorat beim Duden gewisse Formulierungen wieder rausstreicht, aber die waren sehr tapfer.

Welche Bedeutung hat Schreiben für Sie?

P. v. L.: Eine sehr hohe Bedeutung. Schreiben ist die Substanz meines Berufes. In der Agentur entwickeln wir Corporate Languages und begleiten Kunden in der Kundenkommunikation, aber der Kern ist ja immer das Wort, die Kernkompetenz das Schreiben. Wenn man das nicht kann, dann kann man die anderen, abstrakteren Kommunikationsaufgaben auch nicht.

Kann denn jeder schreiben lernen?

P. v. L.: Auf einem bestimmten Level auf jeden Fall. Ich würde sagen, jeder kann texten lernen. Texten ist ein bisschen was anderes. Es ist immer sehr zweckbezogen. Ich texte etwas, wenn ich mein Unternehmen darstellen möchte oder ein Kundenanschreiben formuliere. Das belletristische Schreiben kann meiner Meinung nach nicht jeder lernen. Dazu gehört ausser dem Handwerkszeug eine sehr grosse Portion Inspiration, Kreativität und Talent.

Wenn Menschen übrigens meinen, sie könnten nicht gut schreiben, dann liegt es oft daran, dass sie gar nicht erst anfangen. Die berühmte Angst vor dem weissen Papier. Ich sage jeweils in den Seminaren: Fangt an. Und zwar nicht mit der Überschrift oder dem Titel, sondern mit einem Detail. Der Rest ergibt sich oft wie ein Puzzlespiel. Beim Romanschreiben fangen die wenigsten mit dem ersten Satz an.

Wie wichtig ist es, dass Menschen diese Textkompetenz erlangen? Wer muss fürs Web texten können?

P. v. L.: Durch die Digitalisierung schreiben wir alle heutzutage mehr als früher. Egal ob dafür ausgebildet oder nicht, sind wir alle mit Textverantwortung konfrontiert. Jeder kann Texte ins Web reinstellen. Viele Vorgesetzte sagen: Machen Sie doch mal eben eine Produktbeschreibung oder stellen Sie diesen neuen Service auf unserer Facebookseite vor. Früher haben das Marketingverantwortliche oder Kommunikationsspezialisten gemacht. Das Buch richtet sich an alle, die in irgendeiner Weise digitale Kanäle befüllen oder ihr Unternehmen gerade aufbauen. Es richtet sich nicht an mit allen Wassern gewaschene Texter und Agenturen. Die haben es eh drauf. Unter Umständen können auch Social Media-Manager etwas daraus ziehen, die zwar die Grundlagen von SEO sehr gut kennen, aber vielleicht nicht so gut schreiben können.

Kann man jemandem mit einem Buch das Texten beibringen?

P. v. L.: Ja, das denke ich auf jeden Fall. Wer das Buch gewissenhaft durcharbeitet, hat eine wunderbare Basis. Idealerweise kombiniert man das Buch mit einem Seminar. Das haben wir am Deutschen Institut für Tourismus in Berlin getestet. Die Teilnehmer kriegen das Buch zwei Wochen vor dem Seminar und vertiefen das Gelesene anhand eigener Texte in zwei Tagen. Eine sehr gute Methode.

3 Tipps: Was macht einen guten Webtext aus?

P. v. L.: Da halte ich es mit dem grossen Usability-Experten Jakob Nielsen: Ein Text muss

  • präzis, klar und kurz sein 
  • scannable sein, also eine gute Struktur haben und schnell zu überfliegen sein
  • informativ sein und das Bedürfnis nach Objektivität bedienen

Was wollten Sie schon immer mal lernen?

 P. v. L.: Eine schöne Frage. Das wechselt bei mir immer. Im Moment möchte ich Klavier spielen lernen. Vielleicht kommt das daher, dass ich gerne mit der Tastatur arbeite. 

 

Clever texten fürs Web von Petra van Laak

Die Klubschule Migros vermittelt im Kurs «Schreiben fürs Web - mit wirkungsvollen Texten online überzeugen» die Grundlagen für professionelle Online-Texte.

Buch

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Autorin

Monika Mingot führte das Interview mit Petra van Laak. Das Bild stammt von Holde Schneider.

 

Monika Mingot, Mingot CommunicationMonika Mingot
Mingot Communications

 

 

 

 

 

 


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