Die wichtigen «weichen Fähigkeiten»: Soft Skills

 

Soft Skills sind Charaktereigenschaften und Fähigkeiten, die mit der Persönlichkeit eines Menschen und nicht mit seinem Fachwissen zu tun haben. Herr Kuhn, welche «weichen Fähigkeiten» finden Sie persönlich am wichtigsten?

Die Fähigkeit sein Gegenüber zu verstehen und abzuholen, weiter noch, sich in sein Gegenüber hinein zu versetzen und nachempfinden zu können, warum diese Person so handelt und was sie dabei fühlt. Dieses Einführungsvermögen zusammen mit den Fähigkeiten, adressatengerecht zu kommunizieren und sich selbst zu reflektieren, sind für mich wichtige Soft Skills.

 

Immer häufiger arbeiten Teams in flexiblen Arbeitsformen. Welchen Einfluss hat dies auf die Bedeutung der Soft Skills eines einzelnen Mitarbeitenden und von Führungspersonen?

Eigenverantwortung, Selbststeuerung (inkl. Selbstmotivation) sowie Flexibilität gewinnen zusätzlich an Bedeutung. In der Führung wird es noch entscheidender, gegenseitige Erwartungen zu klären. Es braucht die Fähigkeit, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit aufzubauen und eine Führungsstruktur mit klaren und messbaren Zielsetzungen, Meilensteinen und verschiedenen Austausch- und Sitzungsgefässen zu etablieren.

 

Bei welchen Soft Skills haben besonders viele Menschen Entwicklungsbedarf? Können Sie bei Ihrer täglichen Arbeit diesbezüglich eine Tendenz feststellen?

Das ist schwierig, da es viele Einflussfaktoren gibt. Wir alle werden geprägt durch Erziehung, Umfeld und die Kultur, in der wir aufwachsen. Als Beispiel aus meiner täglichen Arbeit würde ich jedoch Konfliktfähigkeit anführen. Hier warten die beteiligten Parteien oft zu lange und verpassen den Moment, wo sich ein Konflikt noch gut lösen liesse und gar etwas Positives bewirken könnte.

 

Welche Probleme können fehlende oder zu wenig stark ausgeprägte Soft Skills bei der Zusammenarbeit im Team auslösen? Haben Sie ein Beispiel?

Das ist ganz unterschiedlich und hängt von der Teamkonstellation und den zu erfüllenden Aufgaben und Herausforderungen ab. Was für ein Team immer wichtig ist, ist die Fähigkeit, anderes Verhalten zu akzeptieren und wertzuschätzen. Bei gegensätzlichen Verhaltensausprägungen wie zum Beispiel «Extraversion» und «Introversion» prallen unterschiedliche Vorlieben und Vorgehensweisen aufeinander. Leider gelingt es nicht immer, diese unterschiedlichen Fähigkeiten zu Gunsten des Teams und dessen vielseitige Aufgaben zu nutzen. Oft führen solche Gegensätze zu Problemen und münden in Konflikten.

 

Inwiefern kann man seine eigenen Soft Skills überhaupt verbessern und wie macht man das am besten?

Das Erkennen und der Wunsch, etwas verändern zu wollen, müssen zwingend vorhanden sein. Das ist der wichtige erste Schritt. Um dies zu erreichen, gibt es viele Angebote, die dabei unterstützen können (Workshops, Seminare, Coachings, etc.). Es gibt aber auch Persönlichkeitsmerkmale und daraus resultierende Verhaltenspräferenzen, die sehr stabil sind und sich nur mit grossem Aufwand entwickeln lassen. In der Psychologie spricht man von den Big Five, zu denen z. B. Extraversion und Gewissenhaftigkeit gehören. Sie machen aus einer introvertierten Person selten einen guten Verkäufer. Hier kann es durchaus mehr Sinn machen, Aufgaben oder eine Arbeit zu finden, die einer zurückhaltenden Person besser entsprechen.

Thomas Kuhn ist selbständiger Unternehmensberater und unterstützt als Coach Menschen in ihren Rollen in Organisationen. www.kuhnconsulting.ch