Kreative Meistermacher*innen

In unserer Interviewserie «Kreative Meistermacher*innen» stellen wir Lehrpersonen und ihre Leidenschaft in den Fokus. Heute stellen wir Ihnen vor: Lina Wilms, eine wahre Expertin im Bereich des Schreibens. In unserem exklusiven Interview erfahren Sie, wie Lina Wilms ihre Schreibbegeisterung entdeckte und wie sie die Entwicklung künstlicher Intelligenz in Bezug auf das Schreiben beurteilt.

Lina, was bedeutet das Schreiben für dich?

«Ich lebe zwischen den Zeilen» - ein Satz, der sich über die Jahre entwickelt hat, wenn mir genau diese Frage gestellt wurde. Das Schreiben ist mein stetiger Begleiter, pure Leidenschaft, mein Leben.

Wie bist du zum Schreiben gekommen und was hat dich dazu motiviert, dein Wissen weiterzugeben?

Hier kommt die typische Antwort einer Künstlerin: das Schreiben wurde bereits im Kindesalter zum narrativen Ausdruck meiner Innenwelt. Mit 20 habe ich schliesslich bemerkt, dass Schreiben viel mehr ist als eine Kunstform. Kreatives Schreiben belebt die Kreativitätsaktivierung, kann unsere Wahrnehmungsfähigkeit fördern und stärkt das Selbst- und Fremdbewusstsein. Ich nenne das «prozessorientiertes Schreiben» und setze mich seither für die Kreativitätsforschung ein, auch als Lehrperson. Ob meine Lernenden das Schreiben für sich oder als ihr künstlerisches Medium nutzen, beflügelt mich gleichermassen.

 Kreatives Schreiben belebt die Kreativitätsaktivierung,
kann unsere Wahrnehmungsfähigkeit fördern und stärkt das Selbst- und Fremdbewusstsein. 

Kreativität kann manchmal eine Herausforderung sein, besonders für Menschen, die glauben, nicht "kreativ" zu sein. Wie helfen deine Kurse den Teilnehmenden, ihre Hemmungen zu überwinden?

Viele halten kreatives Denken und Handeln noch für einen künstlerischen Akt. Ein Trugschluss, der sich seit dem Mittelalter hartnäckig festgesetzt hat, obwohl die Hirnforschung längst erwiesen hat, dass wir alle kreativ sind. Die Kreativität ist schlicht eine Fähigkeit unseres Hirns, die viele im Erwachsenenalter zu aktivieren verlernt haben. Die neusten Erkenntnisse würden hier den Rahmen sprengen, aber in meinen Kursen gibt es einen jeweiligen Theorieteil zu Kreativität, der erwartungsgemäss beruhigend wirkt. So können die Teilnehmenden hemmungsloser mit sich und ihrem Schreiben in Beziehung treten.

Welche Vorkenntnisse oder Fähigkeiten benötigen Teilnehmende, um erfolgreich an deinem Unterricht teilnehmen zu können?

Keine. Jede*r hat schliesslich den eigenen Prozess, der von mir als Kursleitende gefördert und begleitet wird. Wohin ihr Schreibweg sie führt, wird sich zeigen.

Kreative Kurse bieten oft die Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen. Wie förderst du den Austausch und die Zusammenarbeit unter den Teilnehmenden?

Das Schreiben per se kann als einsame Tätigkeit verstanden werden. Aber habt ihr mal eine gemeinsame Schreibstille erlebt? Wunderbar. Als würde man Hand in Hand in die Welt der Worte tauchen. Und schliesslich bietet der kreative Prozess viel Raum für ein Miteinander: Gruppenarbeiten und Schreibspiele während der Ideenphase, konstruktive Textkritik im Plenum in der Überarbeitungsphase und wenn in den Pausen spannende Gespräche entstehen, stehe ich nicht ans Handgelenk tippend vor den Teilnehmenden. Solch Austausch ist inspirierend, da darf die Literaturtheorie auch kurz innehalten.

Digitale Technologien haben Bildung zugänglicher gemacht. Sie ermöglichen Online-Lernen, Fernunterricht und den Zugriff auf Wissen von überall her. Wie hat die Digitalisierung / Künstliche Intelligenz deinen Unterricht beeinflusst?

Ich bin eine digital native und stets an Neuem interessiert. So entstand zum Beispiel auch einer der tollsten Kurse, den wir an der Klubschule online anbieten, Achtsames Schreiben: Morgenseiten. Wir plumpsen sieben Uhr morgens aus dem Bett, schalten Teams ein und schreiben für 50 min. Gemeinsam und schreibend in den Tag zu starten - es gibt nichts Schöneres. Auf Künstliche Intelligenz werde ich als Autorin öfter angesprochen. Dass Romane aber von Computern geschrieben werden, gibt es seit Jahrzehnten. Deshalb ist auch hier meine Devise: nicht einschüchtern lassen, sondern nutzen. Ich recherchiere für meine Romane zum Beispiel mit KI und zeige in meinen Kursen diese positiven Seiten auf. Ganze Texte von KI produzieren zu lassen ist zwar machbar, dann ist es aber nicht mehr der narrative Ausdruck der eigenen Innenwelt und für mich nicht kunstschaffend.

Lass uns noch etwas aus dem Nähkästchen plaudern. Welchen Geheimtipp/Lifehack gibst du deinen Teilnehmenden gerne mit?

Momentan fasziniert mich das slow writing und lege es allen ans Herz, das in ihren Alltag zu integrieren. 10 min pro Tag über irgendwas schreiben (Tagebuch, Gedanken, was auch immer), aber gaaaanz langsam; jeden Buchstaben bewusst auf Papier bringen. Es kann erst anstrengend sein, nimmt uns aber Leistungsdruck, Alltagsgeschwindigkeit und schafft einen kleinen, achtsamen Moment.

Wie erwähnt bist du auch Kursleiterin der Intensivklasse Schreiben. Was macht die Intensivklasse intensiv und wieso sollte man sich für eine Intensivklasse unbedingt anmelden?

Die Intensivklasse gibt dir Raum und Zeit deiner Leidenschaft nachzugehen oder eine neue zu entdecken. Sie bringt dich mit Gleichgesinnten zusammen und du lernst sogar noch was dabei. Intensiv und inspirierend - genau, was dein Alltag verdient.

Ganz zum Schluss: Welchen Kurs der Klubschule würdest du selbst gerne besuchen?

Jegliche Gesangs- und Musikkurse. Meine andere Leidenschaft, die oft zu kurz kommt.

Über die Kursleiterin

Lina unterrichtet seit vier Jahren an der Klubschule die Kurse Schreiben, Kreatives Schreiben, Achtsames Schreiben sowie die Intensivklasse Schreiben.

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