Céline Renaud gibt uns Tipps für eine gelungene Präsentation

«Die beste PowerPoint-Präsentation ist das menschliche Gehirn.»

Céline Renaud ist erfolgreiche Unternehmerin und Autorin. Zudem kann sie auf über dreitausend Auftritte als Rednerin zurückblicken. Ihre Erfahrung auf diesem Gebiet gibt Sie nun als Coach für «Public Speaking» weiter.

Céline Renaud

Im Gespräch mit uns verrät sie, wie man mit der Nervosität vor einem Auftritt umgeht und was eine gute Präsentation ausmacht. Da sie Ihre Kurse aufgrund der aktuellen COVID-19 Situation auch online abhält, gibt sie uns auch Tipps für eine gelungene Online-Präsentation.

 

Frau Renaud, Sie sind eine Powerfrau und erfolgreich als Unternehmerin, Autorin und Coachin unterwegs. Sie haben rund dreitausend öffentliche Reden gehalten. Sind Sie noch nervös vor einem Auftritt? 

Ja, ich habe vor jeder Präsentation Angst und bin nervös. Diese Angst ist aber gesund, denn sie bewirkt, dass ich mich, durch den emotionalen Druck, gut auf die Präsentation vorbereite. Wäre ich nicht nervös, wären meine Präsentationen wahrscheinlich weniger packend.

Die meisten von uns leiden vor öffentlichen Auftritten an Lampenfieber. Wie können wir mit dieser Angst fertig werden?

Das Wichtigste ist eine gründliche Vorbereitung. Wenn Probleme auftreten, sind diese meist technischer Natur. Das heisst, testen Sie vor Ihrer Präsentation das Mikrofon, den Laptop oder den Beamer. Stellen Sie sicher, dass die Zuhörer bequem sitzen, damit sie sich gut konzentrieren können. Präsentationen in einem Speisesaal während des Essens sind zum Beispiel nicht empfehlenswert. Auch inhaltlich sollten Sie sich gut vorbereiten und sich mit dem Fachgebiet vertraut machen. So können Sie frei sprechen und müssen nicht auswendig rezitieren. Eine gute Vorbereitung schenkt Selbstvertrauen!

Gibt es Techniken, die helfen?

Unmittelbar vor der Präsentation wirken Atemübungen beruhigend. Atmen Sie tief in den Bauch ein. Stehen Sie aufrecht und wärmen Sie sich auf, bewegen Sie sich. Viele Referenten werden erst während dem Präsentieren warm, was ich schade finde. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst, nehmen Sie Ihren ganzen Körper von Kopf bis Fuss wahr. Bringen Sie auch Ihre Gesichtsmuskeln in Schwung. Machen Sie beispielsweise Stimmübungen und sagen Sie kurze Zungenbrecher wie «Fischers Fritz» auf.  

Was, wenn ich Angst vor dem Publikum habe? 

Konzentrieren Sie sich auf Ihr Publikum und beobachten Sie Ihre Zuhörer im Saal. Überlegen Sie sich, was diese Leute von Ihnen hören möchten. Auf Englisch sagt man so schön: Illness heisst Krankheit und beginnt mit «I» wie «ich», Wellness heisst Wohlbefinden und beginnt mit «we» wie «wir». Das heisst, wenn Sie sich statt auf sich selbst auf Ihr Publikum konzentrieren, verschwinden Ihre Ängste. Kleiner Tipp: Bachblütentropfen beruhigen und helfen zu fokussieren. 

Welches war Ihre lehrreichste Präsentation?

Ich lerne bei allen Präsentationen dazu. An der technischen Hochschule EPFL in Lausanne hielt ich eine Präsentation vor 2000 Personen zum Thema Digitalisierung. Ich war sehr nervös und schämte mich sogar ein wenig, denn es waren viele fachkundige Ingenieure im Publikum, was mich verunsicherte. Auf der Bühne kann ich mich jedoch nicht verstecken und bin mit meiner Angst allein. Ich zeigte dem Publikum dann als Einstieg ein Stück Holz und erzählte, dass dieses Holz 350 Jahre alt war und sagte: «Sie fragen sich sicher, was ich hier mache und ob ich Ihnen etwas Neues über das Thema Digitalisierung beibringen kann. Das werde ich Ihnen nun erklären.» Alle Leute im Publikum nickten. Und so konnte ich mit einem simplen Stück Holz die Neugierde des Publikums wecken. Nach der Konferenz erhielt ich viele positive Rückmeldungen. Es kam gut an, dass ich authentisch auftrat. Ich versuche immer, das Publikum mit einer starken Einleitung an das Thema heranzuführen. Und ich reagiere proaktiv auf die Vorurteile des Publikums, das wirkt sehr entwaffnend. 

Wie genau gewinnen Sie die Aufmerksamkeit Ihrer Zuhörer?

Ich erzähle Geschichten! Als Redner haben wir die Aufgabe, das Publikum auf eine Reise mitzunehmen und es in unseren Bann zu ziehen. Wir sollten versuchen, die Emotionen auch bei trockenen Themen anzusprechen. Das hilft dem Zuhörer, beide Hirnhälften – die rationale und die kreative – zu aktivieren. Dadurch können sich die Zuhörer den Inhalt besser merken und die Präsentation wird zum Erlebnis. Ich habe Zuhörer, die sich nach 15 Jahren bei mir melden und sagen, dass sie sich immer noch gut und gerne an meine Präsentation erinnern.  Zudem verwende ich keine PowerPoint-Präsentationen. Mit PowerPoint und Fakten bleibt man oft zu stark im rationalen Bereich des Gehirns – die beste PowerPoint ist nämlich das menschliche Gehirn selbst.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel geben?

An einer trockenen Generalversammlung könnten Sie beispielsweise Anekdoten erzählen, Schlüsselzahlen hervorheben und diese mit Bildern verbinden und so Emotionen wecken. Wichtig ist, dass Sie Ihr Thema in eine Geschichte verwandeln.

Sie sprechen hier von der Technik des Storytellings. Wie erzählen wir Geschichten?   

Wechseln Sie von einer beschreibenden Kommunikation zu einer erzählenden Kommunikation. Denn Geschichten sind das, was wir Menschen suchen, wenn wir Radio hören, lesen oder fernsehen. Die Geschichte sollte einfach, konkret und möglichst humorvoll sein. Sie braucht einen Helden, mit dem sich die Zuhörer identifizieren können. Und der Held hat ein Problem, das er lösen muss. Je grösser das Problem, desto besser die Geschichte. Hat der Held kein Problem, entsteht keine Spannung. Die Geschichte muss jedoch kurz und bündig sein, um die Aufmerksamkeit hoch zu halten. 

Zurzeit ist das Thema «Remote Working» aktuell, deswegen werden Präsentationen immer öfters online durchgeführt. Was müssen wir bei Online-Präsentationen beachten?

Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, bei Online-Kursen Emotionen zu entfachen. Aber es ist möglich. Ich versuche bei meinen Online-Kursen, auch hier auf PowerPoint zu verzichten und lasse die Teilnehmer aktiv mitarbeiten. Damit ein konstruktiver Dialog zwischen mir und dem Publikum entstehen kann, arbeite ich mit kleinen Arbeitsgruppen. Und das Wichtigste: Um die volle Aufmerksamkeit zu gewinnen, muss ich effizient sein. 

Und wie erreichen wir diese Effizienz?

Also inh Publikum so fesseln, dass es sich nicht ausklinkt. Darum teile ich meine Präsentation in mehrere, kurze, interaktive Abschnitte auf, um die Konzentration der Teilnehmer hoch zu halten – wir wollen ja nicht, dass die Zuhörer nebenbei noch naschen oder mit den Kindern spielen.

Zum Schluss noch schnell auf den Punkt gebracht – Ihre fünf wichtigsten Tipps für eine erfolgreiche Präsentation?

1. Überprüfen der Infrastruktur und technischen Hilfsmittel
2. Gute inhaltliche, körperliche und mentale Vorbereitung
3. Starke und effiziente Einleitung
4. Emotionen entfachen mit Geschichten und Bildern
5. Persönliche Begeisterung für die Thematik mit dem Publikum teilen

 

Autorin: Diana Osei / Supertext


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