Fünf Fragen an Selim Benayat

«Man könnte vielleicht sagen: Bildung ist die Fähigkeit des Geistes, die richtigen Fragen zu stellen, um aus Bekanntem neue Erkenntnisse und Fortschritte zu schaffen.»

Selim Benayat ist Gründer und CEO des Startups Rosie Reality. Mit seinem Programmierpuzzlespiel lernen Kinder, die Wunder der realen Welt mit der Kraft der digitalen Welt zu verbinden.

Was bedeutet für Sie Bildung?

Als Gründer eines Startups im Bildungsbereich (RosieReality.ch) habe ich mir diese Frage schon oft gestellt. Bildung ist für mich ein fortwährender Prozess, der den Geist eines Menschen so aufbaut, dass er offen ist für Neues. Bildung ist nicht das Aufnehmen und Wiedergeben von bereits Bekanntem. Man könnte vielleicht sagen: Bildung ist die Fähigkeit des Geistes, die richtigen Fragen zu stellen, um aus Bekanntem neue Erkenntnisse und Fortschritte zu schaffen. Dies könnte aber eine parteiische Sicht auf das Thema sein, denn mir als Gründer geht es immer darum, die richtigen Fragen stellen zu können, um so aus dem Status quo Innovation und gesellschaftlichen Nutzen zu schaffen.

Verraten Sie uns Ihren grössten Lernerfolg?

Ich glaube, mein grösster Lernerfolg war es, mir selbst nichtkonforme Gedankengänge zu erlauben. In einer Welt, in welcher die eigene Meinung nicht mehr eigen, sondern öffentlich ist, und diese nur dann als wertvoll und richtig eingestuft wird, wenn sie derjenigen der Mehrheit entspricht (Stichwort Social-Media-like-Systeme/Algorithmen), ist es umso wichtiger, nichtkonforme Gedanken fassen und pflegen zu können. Ich versuche immer wieder, aktiv mit Menschen ausserhalb meines Glaubenssystems zu diskutieren – ich suche nicht die Harmonie, aber dafür die Wahrheit. Es braucht ein grosses Mass an Verständnis, Mut und Energie, aber vielleicht war es noch nie so wichtig wie heute. #Filterblasen #SocialMedia

Was lernt man besser im Job als in einer Ausbildung?

Noch hat beides seine Relevanz. Eines lehrt einem die Theorie, das andere die Praxis. Um in diesem Kontext nun aber ein konkretes Beispiel zu nennen, würde ich sagen: Soft Skills lernt man besser im Job!

Als junger CEO musste ich schnell lernen, dass nicht nur der IQ meines Teams wichtig ist, sondern auch deren EQ. Ich bin überzeugt, dass das Meistern zwischenmenschlicher Beziehungen eine der steilsten Lernkurven eines jungen Arbeitnehmenden darstellt – und man lernt dies nirgends besser, als in einem schnelllebigen Umfeld wie einem Startup. Jedes junge Teammitglied braucht eine gewisse Empathie, damit es tragbar ist und das Startup nicht wegstirbt. Dies macht den Recruiting-Prozess für mich zu einer komplexen, aber interessanten Optimierungsaufgabe.

Mit welchen Online-Plattformen bilden Sie sich weiter?

Da gibt es eigentlich drei Plattformen, welche ich benutze. Der Häufigkeit nach sind das: YouTube, Udacity und Busu. Wobei YouTube der klare Gewinner ist. Allgemein möchte ich sagen, wie glücklich ich bin, in einem Zeitalter gross geworden zu sein, in welchem Wissen demokratisiert wurde. Früher war Wissen Macht und somit stark behütet. Heute ist es – nicht zuletzt dank Google – omnipräsent und erreichbar.

Was wollten Sie schon längst einmal lernen?

Da gibt es sehr vieles – aber um vom starken Schwerpunkt «Technologie» meiner bisherigen Antworten wegzukommen: Ich wollte schon immer Klavier spielen können, oder Geige. Aber natürlich war man früher immer zu «cool» dafür, und heute, wo man diese Art von Musik schätzt, hat man keine Zeit mehr. Schade!

 

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