Fünf Fragen an Doris Aebi

Bildung, was bedeutet das für Sie?
Salopp gesprochen ist Bildung Dünger für unsere Talente. Bildung vermittelt uns Wissen und Können. Sie führt zu Erkenntnissen, hilft zu verstehen und ermöglicht das reflektierte Verhältnis zu anderen, zur Welt und zu sich selbst. Schliesslich verstärkt Bildung unser Potenzial für persönliches und wirtschaftliches Wohlergehen.

Verraten Sie uns Ihren grössten Lernerfolg?
Bildung besteht nicht nur aus Wissen und Können, sondern auch aus Erfahrung. Am meisten und nachhaltigsten lernen wir aus bewusst wahrgenommenen und verarbeiteten Erfahrungen – sowohl positiven als auch negativen. In diesem Sinne gibt es für mich nicht den grössten Lernerfolg, sondern eine Reihe von vielen kleinen Lernerfolgen, die in der Summe einen enormen Mehrwert generieren.

Was lernt man besser im Job als in einer Ausbildung?
Ausbildung ist prädestiniert zur Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten. In der Praxis lernen wir die Anwendung und Umsetzung davon. Wir entwickeln unsere Kompetenzen in der Interaktion mit anderen Menschen und dem Umfeld respektive im Umgang mit den Rahmenbedingungen.

Mit welchen Online-Plattformen bilden Sie sich weiter?
Oh, das sind viele und sehr unterschiedliche. Mir ist es wichtig, viele und unterschiedlich geprägte Informationen zu erhalten. Wer sich nur immer über das informiert, was seinem Wissen, seinem Können und seinen Werten entspricht, lernt nicht dazu. Das Internet bietet die Möglichkeit, schnell und vernetzt zu jedem Thema eine breite Information und Auslegeordnung zu erhalten. Übrigens hätte Alexander von Humboldt, der grosse Reformer des
19. Jahrhunderts und Promotor von «Bildung für alle» als Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben, an der Digitalisierung auch Gefallen gefunden. Die Demokratisierung der Bildung wird jetzt nämlich möglich, denn sehr viel mehr Menschen erhalten dank digitaler Hilfsmittel Zugang zu günstiger und personalisierter Bildung.

Was wollten Sie schon längst einmal lernen?
Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess auf dem Lebensweg. Der Inhalt des Lernens verändert sich dementsprechend laufend. Wenn man glaubt, den Prozess des Lernens abgeschlossen zu haben, beginnt man am besten wieder von vorne.

Doris Aebi studierte an der Universität Zürich Soziologie, Wirtschaftswissenschaften und Politologie. Im Rahmen eines nationalen Forschungsprogramms verfasste sie ihre Dissertation zum Thema «Weiterbildung zwischen Markt und Staat». Mit ihrer Firma aebi+kuehni AG bietet sie internationale Direktsuche von Führungskräften im Management und von Verwaltungsräten an. Neben ihrer beruflichen Tätigkeit wirkt sie in verschiedenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Vereinigungen mit. Sie ist Vizepräsidentin des Verwaltungsrates des Migros-Genossenschafts-Bund und Mitglied des Fachhochschulrates Nordwestschweiz.