Die Arbeitswelt von morgen

«Intelligente Informationsströme halten uns à jour – wir müssen uns weniger um die Verwaltung der Mails kümmern.»

Digitalisierung, Vernetzung und Meta-Wissen: Dies alles sind Schlagworte rund ums Thema Arbeitswelt der Zukunft. Joël Luc Cachelin, Geschäftsführer der Firma Wissensfabrik, befasst sich als unabhängiger Zukunftsforscher mit der Arbeitswelt von morgen.

Die Digitalisierung verändert die Unternehmenswelt. Je mehr sich die Märkte durch schnelle und radikale Neuerungen auszeichnen, desto mehr müssen sich Unternehmen auch in ihrem Innern verändern. Es braucht in viel kürzeren Abständen neue Lösungsansätze. Prozesse müssen laufend überdacht werden. Dies setzt eine hohe geistige Beweglichkeit voraus.
Joël Luc Cachelin zeigt im folgenden Interview auf, wie die Digitalisierung unsere Arbeitswelt beeinflusst.

Wie verändert sich unser Berufsalltag durch die digitale Transformation?
JLC: Wir werden weniger in Büros arbeiten, dafür mehr unterwegs, zu Hause und an unternehmensübergreifenden Arbeitsorten wie Co-Working-Spaces. Einzelbüros verschwinden und werden durch Zonenkonzepte ersetzt. Darüber hinaus bezweifle ich, dass sich das Alltägliche in den nächsten fünf Jahren fundamental verändern wird. Jedoch zeichnen sich viele längerfristige Veränderungen ab – etwa in der Arbeitsorganisation oder bei der Arbeitsteilung von Mensch und Maschine. Es wird normal sein, dass wir für mehr als einen Arbeitgeber arbeiten. Der Umgang mit Robotern, Automaten und Algorithmen wird noch natürlicher werden. Die digitale Arbeitsumgebung ist dabei ein zentraler Erfolgsfaktor. Intelligente Informationsströme halten uns à jour – wir müssen uns weniger um die Verwaltung der Mails kümmern.

Welche Kompetenzen sind in der Arbeitswelt der Zukunft gefragt?

JLC: Der sogenannte Skill-Shift hat viele Ebenen. Es werden andere persönliche Kompetenzen und neue Rollen in Unternehmen gefragt sein. Die Integration von älteren Personen und die Diversität in Unternehmen gewinnen an Bedeutung. Sicherlich werden in der Arbeitswelt nebst Innovationskraft und Veränderungsfähigkeit die Vernetzung und der Umgang mit Daten relevant sein. Lesen, Schreiben, Rechnen und Fremdsprachen bleiben auch in Zukunft unerlässlich. Als Signal auf dem Arbeitsmarkt spielen diese Kompetenzen zukünftig vielleicht eine noch wichtigere Rolle.

Wie verändern sich die berufliche Bildung und der Umgang mit Wissen? 
JLC: Ich glaube an eine Relativierung der Berufe. Es entstehen immer schneller neue Berufe, während gleichzeitig alte verschwinden. Eine ähnliche Entwicklung gibt es bei den Arbeitsstellen und Organigrammen. Unternehmen strukturieren immer schneller um. Beide Entwicklungen sind letztlich auf eine Verkürzung der Produktlebenszyklen zurückzuführen. Wir erleben eine steigende Bedeutung des Meta-Wissens. Das Wissen über das Wissen wird wichtiger – etwa gezielt Expertenwissen aufspüren oder den Know-how-Transfer im Unternehmen steuern. Das individuelle Wissensmanagement erhält dabei einen höheren Stellenwert. Wer in seinem Arbeitsleben für viele Arbeitgeber tätig ist, muss nicht nur lebenslang lernen, sondern auch lebenslang sein Wissen dokumentieren.

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf das Wertesystem von Unternehmen?
JLC: Die Philosophie des Netzes dringt in die Unternehmen ein. Hierarchien verlieren an Bedeutung. Vernetzung, Anpassungsfähigkeit und Interdisziplinarität werden wichtiger.
Wir erleben in vielerlei Hinsicht das Auflösen und Relativieren von Grenzen. Das löst aber auch Unsicherheit aus und nährt die Sehnsucht nach Heimat und Identität, nach dem Sinnlichen und dem Analogen. Für diese Bedürfnisse werden Arbeitgeber Lösungen finden müssen. Genauso geht es verstärkt darum, die entmaterialisierte Wissensarbeit spürbar und sichtbar zu machen.

Zu welchen neuen Fragestellungen führt die Digitalisierung bei Arbeitgebern, Führungskräften und Mitarbeitenden?
JLC: Bei allen drei steht die Frage nach dem richtigen Verhältnis von on- und offline im Vordergrund. Unternehmen müssen die Frage auf der Ebene des Geschäftsmodells klären und festlegen, bei welchen Prozessen es noch möglich ist, mit einem Menschen zu interagieren. Führungskräfte müssen bei der Gestaltung der Teamarbeit das richtige Verhältnis zwischen digitaler und analoger Kooperation finden. Und wir alle müssen auf der Ebene der persönlichen Lebensgestaltung darüber nachdenken, wann und warum es uns gut tut, offline zu gehen.


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Marie Schlinger
D'ici 2020, les dirigeants devront raisonner "projet". Les RH devront savoir manier et associer les compétences avec dextérité, revoir l'ensemble de la politique de gestion de la Ressource Humaine, la rémunération, appréhender autrement le temps de travail et de présence. Quant aux collaborateurs, ils devront renouveler en permanence leurs compétences, faire preuve d'adaptation, d'engagement et de flexibilité. La bonne nouvelle est que cela ouvre sur de positives perspectives de travail où chacun amène une forte valeur ajoutée et certainement plus de plaisir pour tous. Au boulot !