Werfen Sie endlich die Arial raus!

Die Entwicklung der Schriften seit dem Aufkommen von Desktop Publishing bis heute.

Im Zug der Digitalisierung hat sich das Leseverhalten stark vom Printmedium auf den Screen verlagert. Die Informationen erfolgen in kürzeren Intervallen und werden auf mobilen Geräten gelesen. Schriften müssen diesen neuen Bedürfnissen Rechnung tragen. Was hat sich im Schriftdesign Grundlegendes getan?

Arial rauswerfen - Digital Business Blog


Das Schriftdesign wurde seit jeher von der Technik beeinflusst. Schriften wurden in Stein geschlagen, in Tontäfelchen gekerbt, auf Pergament geschrieben oder in Blei gegossen. Desktop Publishing brachte die Schriften Ende der 80er Jahre einem breiten Publikum auf den Bildschirm. «What you see is what you get» war damals ein Versprechen, das eigentlich erst heute eingelöst wird. Die ersten Graustufenmonitore verfügten damals über eine Auflösung von 72 ppi (pixel per inch) – eine sehr limitierte Schriftdarstellung war die Konsequenz. Kleine Schriften unter 12 Punkt, kursive oder fette Schriftschnitte in Grundschriftgrösse konnte man kaum anständig lesen. Immerhin gab Apple seinen Macs der ersten Stunde elf Schriften. Sie hiessen Avant Garde, Bookman, Century Schoolbook, Chicago, Courier, Geneva, Helvetica, Helvetica Narrow, Palatino, Symbol, Times, Zapf Chancery und Zapf Dingbats.


Optimierte Schriften für bessere Leserlichkeit 

Bildschirmschriften waren bis weit in die Nullerjahre für Print gezeichnet und wurden für den Screen eins zu eins übernommen. Erst ab etwa 2000 setzte sich bei den Schriftdesignern die Erkenntnis durch, Schriften für den Screen zu entwickeln. Auch technologisch ist einiges gelaufen. Seit 1996 haben wir das einheitliche Schriftformat OpenType, welches die gleichen Fontdateien für PC und Mac ermöglicht. Die im Hintergrund laufende Technologie erlaubt es, Schriften klarer und schärfer abzubilden – auch in kleinen Grössen fürs Handy. Zudem bilden Bildschirme heute eine Auflösung von über 300 ppi ab, was der gestochen scharfen Auflösung auf dem Papier ebenbürtig ist.

Schriften, die ab 2000 herauskamen, erfüllen die Kriterien für Leserlichkeit mit grosser Wahrscheinlichkeit besser, als die sogenannten Klassiker, die schon seit Jahrzenten im Umlauf sind. Das Wort «Klassiker» kommt immer dann, wenn Argumente für Besseres fehlen. Eine Auswahl solcher Argumente ist in der Broschüre «Leserlichkeit» zusammengestellt und beispielhaft bebildert. Oft werden die Buchstaben etwas enger gezeichnet, dafür die Buchstabenabstände leicht vergrössert.

Gut leserliche Schriften dürfen auch nicht gefärbt werden. Graue oder farbige Schriften sind schlechter zu entziffern. Ausserdem sind Schriftschnitte Thin oder Light zu dünn. Die richtigen Schriftschnitte können Regular, Book, Text oder News heissen.


Verstaubte Schriften und moderne Fonts 

Natürlich hat sich das Design von Schriften stetig weiterentwickelt. Wer heute noch mit Schriften aus den 80er- und 90er-Jahren unterwegs ist, macht alles andere als einen zeitgemässen Eindruck. Schriften entfalten genauso Wirkung wie es Farben, Formen oder Bilder tun. Dass Arial, Tahoma, Trebuchet, Helvetica oder Times New Roman antiquarisch anmuten und Segoe, Calibri oder Constantia frischer wirken, kann jeder im Vergleich selbst überprüfen.

Schriften, die im Corporate Design eingesetzt werden, haben vielen Bedürfnissen zu entsprechen, die nicht einfach mit einer Zufallswahl abgedeckt werden können. Es ist etwas ganz Anderes, in einem Kundenmagazin zu blättern, als einen PowerPoint-Vortrag anzusehen, der Beschilderung zu folgen oder einen Blog zu lesen. Auch in diesem Bereich hat sich das Schriftendesign bewegt, und es lohnt sich garantiert, eine Frischzellenkur ins Auge zu fassen. 

Werfen Sie Arial und Co. einfach über Bord.



Schriften - Digital Business Blog
Das Schriftdesign hat sich von eher runden Formen mit engem Abstand zu eher eckigen Formen mit mehr Buchstabenabstand entwickelt.


Schriften am Bildschirm - Digital Business Blog
Bei kleinen Schriftgrössen, die auf dem Handy gelesen werden müssen, spielt die leserliche Schrift eine grosse Rolle. Je grösser der Buchstabenabstand, desto besser sind die Schriften lesbar.


Retina Display Schriftanzeige - Digital Business Blog
Die Auswahl an sogenannten Webfonts ist riesig. Nicht alle eignen sich fürs Lesen auf dem Handy gleich gut.


Schriftdarstellung auf dem Screen - dünne Schriften

Dünne Schriften - Thin, Light - eignen sich nicht als Leseschrift auf dem Screen. Bei kleinen Grössen wachsen die Buchstabenzwischenräume zu.


Linkbox


Weiterführende Artikel:
 
Publisher-Artikel: Arial: Ein Nekrolog (PDF)

Publisher-Artikel: Arial-Nachfolger: Segoe 

Publisher-Artikel: Fonts ausmisten!

Broschüre Leserlichkeit: zum Publisher-Shop


#schriften #publishing #digitaldesign


Autor

Ralf TurtschiRalf Turtschi
agenturtschi.ch








Zurück

Werfen Sie endlich die Arial raus!

Kommentare

Benutzername
 
E-Mail
   
Kommentar