Fünf Fragen an Mark Forster

«Bildung ist Training fürs Hirn und für den geistigen Horizont.»

Mark Forster 

Bildung, was bedeutet das für Sie?
Wir Menschen sind von Natur aus neugierig und hungrig auf Neues. Das hält uns fit und treibt uns voran. Ich reise sehr gerne und sehe Dinge so aus unterschiedlicher zum Teil völlig unerwarteter Perspektive. Das befähigt mich, die eigenen Standpunkte stets zu hinterfragen und den vermeintlichen Status quo nicht einfach hinzunehmen.

Bildung ist für mich, sich mit Neuem vertieft auseinanderzusetzen. Sei es durch Kurse, (Fach-) Literatur oder Austausch: Bildung ist Training fürs Hirn und für den geistigen Horizont. Das schafft die Grundvoraussetzung für Wissen, das eigentliche Verstehen. Um es nachher in unterschiedlichem Kontext und aufgrund eigener Erfahrung nutzen zu können. Sich stets neues Wissen anzueignen, ist das langfristige Ziel. Gerade in einer sich «schneller drehenden Welt» ist es wichtig, sich die Zeit zu nehmen, um Tiefe zu erfassen. Neuigkeiten kommen und gehen, aber Bildung kommt nie aus der Mode.

Verraten Sie uns Ihren grössten Lernerfolg?
Die grössten Lernerfolge sind für mich meist die Summe von kleinen Schritten. Einen offensichtlichen Lernerfolg hatte ich in der Pilotenausbildung, als ich zum ersten Mal die perfekte Landung hinbekam. Dabei trafen Geschwindigkeit, Winkel und Höhe ideal zusammen.

Was lernt man besser im Job als in einer Ausbildung?
Der Job ist keine isolierte Simulation, in der man eine Aufgabe beliebig oft wiederholen oder auf einen anderen Tag verschieben kann. Es entsteht ein anderer Druck entlang der Schnittmenge aus Aufgabe, Qualitätsanforderungen, erforderlicher Quantität und verfügbaren Ressourcen (wie Zeit, Budget, Mitarbeitende etc). Man lernt also viel über sich selbst, wie man priorisiert, wo man stark ist und wo die eigenen Grenzen liegen. Das lernt man nur im Job.

In der Ausbildung hingegen kann man sich vertieftes fachliches und methodisches Wissen aneignen. Wenn man sich während Wochen und Monaten auf etwas konzentrieren kann, ohne vom Tagesgeschäft abgelenkt zu werden, kann man eine Tiefe erreichen, die im Job nicht möglich wäre. Darum machen Sabbaticals aus meiner Sicht für Unternehmen wie für Mitarbeitende Sinn.

Mit welchen Online-Plattformen bilden Sie sich weiter?
Ich nutze unterschiedliche Quellen. Ich lade mir stets neue Bücher auf mein Handy/Kindle und schaue mir oft TED Talks an. Als Nutzer von Online-Bildung würde ich mich deswegen noch nicht bezeichnen. Mich interessieren neue Systeme wie Udacity. Damit eingehend befasst habe ich mich noch nicht. Denn eine Herausforderung unserer Zeit ist, dass die Anzahl verfügbarer Angebote laufend steigt, während die Qualität stark schwankt. Seine wertvolle Zeit in ein qualitativ minderwertiges Kursangebot zu stecken, sehe ich als eine enorme Verschwendung an.

Was wollten Sie schon längst einmal lernen? 
Sprachlich: Mandarin und Japanisch. Für die Freizeit: Klavier spielen auf einem ansprechenden Niveau. Fürs Interesse: Physik. Und täglich kommen mehr Dinge hinzu. Sich frei von Zwängen überlegen zu können, womit man sich eingehend befassen möchte, ist ein enormes Privileg, wofür ich dankbar bin. Ich weiss, dass dieses Privileg nicht alle Menschen geniessen.

 

 

Mark Forster ist Gründer und CEO von Adello. Er hat an der Universität St. Gallen (HSG) studiert. Mit Adello hat er ein Technologieunternehmen mit Niederlassungen in Asien, Europa und in den USA aufgebaut. Das Unternehmen wird von Analysten wie Technavio, Gartner und CRN zu den global führenden Big-Data-Firmen gezählt. Die patentierte Predictive-Advertising-Technologie wurde ab 2011 entwickelt und ist weltweit im Einsatz. Zu den Kunden und Partnern gehören Firmen wie Intel, IPG, Clear Channel, Credit Suisse, StarHub oder Swisscom. Forster ist Angel Investor und Co-Gründer diverser Start-ups im Technologiebereich sowie Jury-Mitglied bei Venture Kick.

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