Kreative Meistermacher*innen

Wie Marianne Büttiker im Zoo ihre Leidenschaft entdeckte

In unserer Interviewserie «Kreative Meistermacher*innen» stellen wir Lehrpersonen und ihre Leidenschaft in den Fokus. Den Anfang macht Marianne Büttiker, Kursleiterin Bildnerisches Gestalten. Die passionierte Künstlerin erzählt uns, wie sie Neugierde und Experimentierfreude fördert – von magischen Momenten in der Kindheit bis zur intensiven Begleitung auf dem Weg zur eigenen Ausdrucksweise.

Marianne, was bedeutet Bildnerisches Gestalten für dich?

Die bildnerische Sprache ist im Menschen seit jeher angelegt und ermöglicht ihm, die sinnliche und körperliche − also die innere und äussere – Wahrnehmung zu erkennen und eigene Fragen und Antworten zu entwickeln.

Wie bist du zum Bildnerischen Gestalten gekommen und was hat dich motiviert, dein Wissen weiterzugeben?

Mit fünf Jahren stand ich im Basler Zoo vor dem Gehege mit dem Weiher, den Enten und den Schwänen und beobachtete die Bewegungen der Tiere, den Wind in den Büschen und Bäumen, das flimmernde Licht auf dem Wasser und über dem Ufer. Ich sah, dass alles im selben Augenblick geschah und ich mitten in allem stand. So sagte ich zu meinen Eltern: «Jetzt müssen wir nach Hause gehen, ich muss alles aufzeichnen und malen, alles, was es auf der Welt gibt.» Und dieses Entdecken und Erleben wirkt noch immer als etwas, was ich gerne an andere Menschen weitergebe.

Anführungszeichen Ich sagte zu meinen Eltern: Jetzt müssen wir nach Hause gehen,
ich muss alles aufzeichnen und malen, alles, was es auf der Welt gibt. Schlusszeichen

Kreativität kann manchmal eine Herausforderung sein − besonders für Menschen, die glauben, nicht «kreativ» zu sein. Wie hilfst du den Kursteilnehmenden, ihre Hemmungen zu überwinden?

Ich erinnere daran, dass der Mensch auf die Welt kommt und zeichnet, malt, spielerisch gestaltet, beobachtet und lernt, ohne dass es ihm je jemand gezeigt hat. Ich begleite die Teilnehmenden auf ihrem Weg dahin, ihr eigenes künstlerisches und gestalterisches Potenzial zu erkennen und ihre Wahrnehmungen und ihre Ausdrucksweise zu finden. Dies setzen sie dann in einem ihnen entsprechenden Medium um.

Anführungszeichen Der Mensch kommt auf die Welt und zeichnet, malt, gestaltet spielerisch,
beobachtet und lernt, ohne dass es ihm je jemand gezeigt hat. Schlusszeichen

Verrätst du uns einen Geheimtipp/Lifehack, den du deinen Teilnehmenden gerne mitgibst?

Probiere alles, was dir in den Sinn kommt, aus. Schliesse nichts aus, keine Farbe, kein Material, kein Thema. Manchmal ist es gerade diese Farbe, die man unpassend findet oder die unbeliebt ist, die Farbe, die das Bild belebt und weiterbringt. Überlege nicht, sondern male und zeichne. So kannst du dein Werk sehen, darauf eingehen und es entwickeln. Hör auf, schöne Bilder malen zu wollen. Bilder entwickeln sich durch alle möglichen Zustände, Spannungen, Harmonien, Kontraste.

Anführungszeichen Probiere alles, was dir in den Sinn kommt, aus.
Schliesse nichts aus, keine Farbe, kein Material, kein Thema. Schlusszeichen

Heute werden schon viele Kunstwerke mithilfe von AI-Artwork-Generatoren kreiert, wie zum Beispiel BlueWillow. Hat die Digitalisierung/Künstliche Intelligenz auch deinen Unterricht beeinflusst?

Überhaupt nicht. Das Digitale arbeitet mit bestehenden, vorbestimmten und festgelegten Strukturen und Gesetzmässigkeiten. Darauf beruht die Künstliche Intelligenz. Sie bewegt sich in diesem begrenzten Rahmen und wiederholt sich immer wieder. Das Schöpferische und Künstlerische hingegen ist frei und erschafft Strukturen und Vorgehensweisen und Gesetzmässigkeiten immer wieder neu. Es ist individuell und unmittelbar und folgt ganz eigenen, mehrdimensionalen Gesetzen, die nicht intellektuell und logisch zu deuten sind. Sonst wäre Kunst nicht Kunst.

Neben Ateliers und Workshops unterrichtest du auch die Intensivklasse Bildnerisches Gestalten. Was ist das Spezielle an diesem Angebot und an wen richtet es sich?

Wie es das Wort bereits sagt, setzen sich Teilnehmende intensiv mit dem Inhalt auseinander. An zehn Kurstagen tauchen sie in die Welt der Formen und Farben ein, lernen verschiedene Materialien und Techniken kennen. Die Intensivklasse richtet sich an Personen mit oder ohne Erfahrung im Bildnerischen Gestalten. Die wichtigsten Voraussetzungen sind die Offenheit, sich auf einen persönlichen gestalterischen Prozess einzulassen und sich mit Gleichgesinnten austauschen zu wollen.

Ganz zum Schluss: Welche Kurse der Klubschule würdest du selbst gerne besuchen?

Japanisch, Nähen und Ballett.

 

 Arbeiten von Marianne Büttiker

Neugierig?

Hier geht’s zu unseren Angeboten im Bereich Bildnerisches Gestalten:

Workshops und Ateliers: Zeichnen oder malen Sie gerne? Erlernen Sie in unseren Kursen Strich für Strich die entsprechenden Grundtechniken und setzen Sie sich mit Komposition, Motivwahl, Farben, Flächen und Strukturen auseinander.

Intensivklasse Bildnerisches Gestalten: Nehmen Sie sich Zeit für Ihre Leidenschaft. Während zehn Tagen setzen Sie sich intensiv mit verschiedenen Materialien und Techniken auseinander. Sie lernen die Farben- und Gestaltungslehre kennen und entwickeln Ihre persönliche Bildsprache.

Weitere Intensivklassen: Unsere Intensivklassen in den Bereichen Fotografie, Mode, Bildnerisches Gestalten, Floristik, Schmuck, Keramik und Schreiben bieten Spielraum für experimentierfreudige Personen. Das Grundmodul vermittelt Ihnen fachliches Basiswissen und schult Ihr kreatives Auge. Im Aufbaumodul tauchen Sie tiefer ins Thema ein und realisieren Projekte eigenständig.

 


Marianne Büttiker

Über die Kursleiterin

Marianne Büttiker unterrichtet seit 30 Jahren − mit längeren oder kürzeren Unterbrüchen − die folgenden Kurse an der Klubschule: CAS-Expert- und -Intensivlehrgänge, Atelierkurse, Workshops sowie Fortsetzungskurse des bildnerischen und künstlerischen Gestaltens und des Handwebens.




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