Drei Fragen an Camille Zimmermann

«Die Vorstellung, dass wir Lerninhalte in unseren Kopf laden können, bleibt vorläufig Science-Fiction.»

Camille Zimmermann, Trendone GmbH
(Bild: Daniel Cattaneo)

Sie gehen davon aus, dass es in zehn Jahren keine Smartphones mehr geben wird. Denken Sie auch, dass es in naher Zukunft möglich sein wird, unser Gehirn mit Maschinen zu verbinden?<

Im Wettkampf «Mensch gegen Maschine» werden wir den Wunsch verspüren, uns weiterhin zu optimieren. Dazu wird die Bestrebung gehören, unser Gehirn in irgendeiner Form zu «tunen». Im Bereich Gesundheit ist das ja schon fast Alltag: Smartwatches tracken unseren Lebenswandel, optimieren unseren Schlaf, verhelfen uns zu mehr Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Sobald wir die Möglichkeit haben, unsere Hirnleistung zu optimieren, werden wir das tun. Übrigens gibt es das schon: Das US-Militär hat einen Helm kreiert, der Hirnströme simulieren und so Kampfszenen beeinflussen kann, indem durch die Simulation zum Beispiel die Leistungsfähigkeit gesteigert wird. 

Wenn das möglich wird, müssen wir dann überhaupt noch lernen?

Ich glaube, wir werden immer lernen wollen. Die Vorstellung, dass wir Lerninhalte in unseren Kopf laden können, bleibt vorläufig Science-Fiction. Wahrscheinlich wird es in die Richtung gehen, das Vorhandene zu optimieren. Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass es bei der so viel zitierten lebenslangen Lernsituation bleiben wird: Wir werden immer mehr lernen müssen. In der Arbeitswelt werden wir permanent mit Veränderungen konfrontiert sein. Damit wir diese überhaupt managen können, müssen wir die Grundfähigkeit des Lernens schärfen und vor allem den Kindern weiterhin vermitteln. Die Lernbereitschaft bleibt zentral.  

Sie sehen den rasanten Wandel in erster Linie als Chance. Was empfehlen Sie jenen Menschen, die Angst haben, mit der Veränderung und den Technologien nicht Schritt halten zu können? 

Diese Angst muss man zulassen, sich mit ihr auseinandersetzen und Dinge hinterfragen. Medial werden wir aktuell in Bezug auf künstliche Intelligenz und Automatisierung mit einer negativen Interpretation konfrontiert. Im Vordergrund steht oft der Mensch, der gegen die Maschine verliert. Zum Beispiel im Schach. Gleichzeitig hören wir, wieviele Jobs aufgrund der Automatisierung verloren gehen. Das sind Informationen, welche viel Emotionen auslösen und die Angst schüren. Aus einer betrieblichen Perspektive gesehen ist es zentral, die Chancen und Vorteile der Automatisierung und künstlichen Intelligenz aufzuzeigen und mit dem Narrativ «Mensch gegen Maschine» aufzuhören. Das gelingt zum Beispiel, indem man Mitarbeitende fragt, wo sie sich Unterstützung wünschen oder welche Tätigkeiten sie nicht gerne ausführen. Künstliche Intelligenz kann uns anspruchslose und gefährliche Arbeiten abnehmen. Das muss den Mitarbeitenden vermittelt werden. Wenn sie die Digitalisierung als Chance sehen, verlieren sie auch die Angst, und es kommt zu einer Chancenperspektive. 

Die TRENDONE GmbH ist ein deutsches Trendforschungsunternehmen, das Firmen in Europa hilft, die richtigen Fragen für die Zukunft zu stellen und Impulse für Innovationen gibt. Camille Zimmermann leitet die Niederlassung in der Schweiz seit 2016. Abonnieren Sie Trend Preview und blicken Sie jeden Monat mit TRENDONE in die Zukunft.

 

Autorin:
Monika Mingot, mingot.ch


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